Bundesliga - 20 / 12 / 2023

„Unsere Mannschaft lebt davon, dass alle mitmachen!“

Die Adler haben die Hinrunde der 2. Handball-Bundesliga nach 13 Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen mit 28:6 Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz beendet. Max Beneke führt mit 139 Toren die Torschützenliste an, und das trotz doppeltem Einsatz beim VfL und den Füchsen Berlin. Wir haben uns mit Trainer Bob Hanning darüber unterhalten.

14 Spiele in Folge ungeschlagen. Die Adler präsentieren sich in dieser Saison stark wie nie. Was ist das Erfolgsrezept der Hinrunde?
Das ist keine einfache Frage. Ich denke, Grund hierfür ist, dass wir jede Herausforderung als Chance begreifen, dass uns Verletzungen oder Abgabe von Spielern an unseren Kooperationspartner Füchse Berlin nicht aus der Bahn werfen, sondern dass wir immer versuchen, gemeinsam die bestmögliche Lösung zu entwickeln. Wichtig sind auch das Teamgefühl und Teamgefüge – es passt sehr gut miteinander und zueinander. Ansonsten ist es charakterlich eine ganz saubere Mannschaft.

Mit Blick auf die Bank fühlt man sich wie bei den drei Musketieren - „Einer für alle, alle für einen“. Trügt der Schein?
Nein, das ist so, und das ist sicherlich auch ein Erfolgsgeheimnis. Es ist ja leicht für Lasse Ludwig, Max Beneke und Moritz Sauter, um mal drei Beispiele zu nennen, die natürlich aufgrund des doppelten Spielens eine Belastung haben. Aber für mich sind meine Spieler, die für den Erfolg verantwortlich sind, eher Ole Schramm und Paul [Sergej Gorpishin]. Warum? Unsere Mannschaft lebt davon, dass alle mitmachen, und dass die, die weniger spielen oder fast gar nicht gespielt haben, trotzdem mit guter Laune und Einstellung bei einer persönlichen, nachvollziehbaren Unzufriedenheit alles einzahlen. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich beide im letzten Spiel gegen Hüttenberg auch dafür belohnen konnte. Wie unsere Mannschaft funktioniert, hat sich dann auch darin gezeigt, dass bei den Toren von Sergej und Ole alle im Team aufstehen und sich aufrichtig über das Tor freuen.

Auf welche Spiele bist Du besonders stolz?
Das Highlight war für mich sicherlich das Spiel in Bietigheim und die Art und Weise, wie wir dort gespielt haben. Wir haben diese schwierige Aufgabenstellung sehr erwachsen, sehr routiniert gelöst. Ich fand auch das Auswärtsspiel gegen Hamm-Westfalen großartig, auch wenn wir am Ende nicht die maximale Punktausbeute geholt haben. Die Partie hat mir über 55 Minuten wirklich sehr, sehr gut gefallen. Auch die Kämpfe gegen Großwallstadt und Dormagen, wo wir uns aus dem eigenen Schlamassel rausgezogen haben, waren aus meiner Sicht schon besondere Spiele.

Ihr steht nach der Hinrunde auf dem 2. Tabellenplatz. Viele reden vom Aufstieg, Du nicht. Wieso?
Weil u.a. zuletzt schon zu lesen war, die Mannschaft verliere die Nerven. Das kann man nach einem nicht gewonnenen Spiel sicherlich so sehen. Es ist eine Mannschaft, die seit Jahren weiß, wie man gewinnt, die von mir genauso erzogen worden ist, und viele haben diese Mentalität schon mit der sportlichen Muttermilch praktisch aufgenommen. Aber es geht um ihre Entwicklung. Ich finde die Situation, jetzt von Aufstieg zu sprechen, wo es noch 17 Spiele gibt, einfach unangemessen, und das wird auch der Mannschaft nicht gerecht. Man stelle sich vor, sie werden Dritter. Wir spielen die großartigste Saison, die es je beim 1. VfL Potsdam gegeben hat. Und alle sind enttäuscht?!

Ich bin immer ein Freund, der die Messlatten hoch setzt, das mache ich seit 20 Jahren. Ich denke in dem Fall aber, dass die Mannschaft Freude haben soll, sie soll sich in Ruhe entwickeln können. Wenn das Abfallprodukt ein Aufstiegsplatz ist, dann werden wir uns das nicht verbieten. Das haben wir klar kommuniziert. Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga. Wir befinden uns da oben in einem Spitzentrio und haben nur ein Drittel des Etats von manch anderer Mannschaft. Alle in Potsdam und die, die sich für Handball interessieren, können sich mit der Mannschaft identifizieren, und das ist es, was mir wichtig ist.

Die U21 Weltmeister im Team spielen zusätzlich vermehrt bei den Füchsen. Wie sorgt Ihr für genug Regeneration?
Das ist tatsächlich meine Aufgabe zu schauen, dass Spieler, die angeschlagen sind, nicht doppelt spielen. Oder dass Spieler, wie Max Benecke als Beispiel, der eine sehr hohe Belastung gefahren hat, dann nicht zum Super Globe mitfliegt und nicht in der EHF European League mitspielt, während ein Maxim Orlov, dem das nach seiner langen Verletzungspause sehr hilft, in der European League spielt, aber im Regelfall nicht in der ersten Liga aushilft. Wir versuchen, das ein Stückchen zu steuern, und in der Zeit auch zu gucken, dass sie, wenn sie wieder Kapazitäten haben, kein Handballtraining machen, sondern im athletischen Kraftbereich arbeiten. So eine schöne Situation, dass ich vorm Hüttenberg-Spiel im Training mal die ganze Mannschaft zur Verfügung hatte, gab es die letzten drei Monate nicht.

Wie sieht die Vorbereitung auf die Rückrunde aus?
Wir werden nach unserem Spiel gegen Elbflorenz am 27. Dezember noch mal trainieren. Dann besprechen wir die individuellen Trainingspläne und starten am 8. Januar wieder gemeinsam. Vom 20. bis 25. Januar fliegen wir mit den Füchsen nach Lanzarote, um über gute Laune das, was wir uns verdient haben, weiter zu erarbeiten. Dazu kommen noch zwei, drei Freundschaftsspiele in der Vorbereitung.

Wenn ihr auf Lanzarote trainiert, wer ist dann der Trainer? Jaron Siewert oder du?
Jaron für die Füchse, und ich für den VfL. Wenn wir zusammen trainieren, bin ich immer der kleinere Trainer. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Welche Wünsche hast Du für das neue Jahr?
Persönlich wünsche ich mir Gesundheit und Freude an dem, was ich tun darf. Gesellschaftlich hoffe ich, dass wir zueinanderfinden und Lösungen entwickeln, wie es miteinander geht und nicht gegeneinander.

Vielen Dank für das Gespräch.

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